Wenn der Handwerker in die Schule kommt

Vechta. „Was macht denn ein Maler so den ganzen Tag? Vergolden, das ist ein Highlight in meiner Arbeit.“ Diese und ähnliche Fragen und Aussagen tauschten Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 der Geschwister-Scholl-Schule mit Malermeister Christian Mönnig im Rahmen des Handwerkertages an ihrer Schule aus. Die Jugendlichen konnten sich echtes Blattgold anschauen, das so dünn war, dass man fast durchsehen konnte oder sie ließen sich die Finger mit einem speziellen Leinöl lackieren. In den anderen Räumen der Schule gab es weitere Gewerke zu bestaunen. KFZ-Fachmann Ludwig Südbeck hatte Getriebe- und Elektronikbauteile mitgebracht und konnte vor allem die Jungen in seiner Gruppe damit begeistern. Ludger Wessel stellte sein Metallbauunternehmen und die Tätigkeiten im Metallbau vor, Dachdecker Burkhard Hoffmann war überrascht, dass vor allem die Mädchen in seiner Gruppe interessierte Fragen zum Dachdeckerhandwerk stellten. Die Jugendlichen waren erstaunt über die Vielfalt der Möglichkeiten im Dachdeckerberuf. Dass der Dachdecker sich auch mit Dachbegrünungen, Solartechnik und Energieberatung beschäftigt, hatten sie nicht gewusst. „Ich würde gerne auch Mädchen bei mir einstellen“, so Hoffmann, „in der Regel bewerben sich aber die Jungen bei mir“. Elektromeister Stefan Warnking machte deutlich, dass für die Ausbildung im Elektrohandwerk schon gute Noten in Mathematik und den naturwissenschaftlichen Fächern notwendig sind. Ansonsten lag ihm vor allem am Herzen zu zeigen, wie vielfältig die beruflichen Möglichkeiten im Elektrohandwerk sind.

Fünf Betriebe aus Vechta stellten am Rahmen des Handwerkertages ihre Gewerke in der Schule vor. In jeweils 45 Minuten sprachen sie mit den Schülerinnen und Schülern über die Gewerke und die damit verbundenen Tätigkeiten. Danach wurden die Gruppen gewechselt. „Für mich ist das völlig neu vor einer Klasse zu stehen“, gab Christian Mönnig bei der Nachbesprechung zu. „Ich war überrascht, wie ruhig und konzentriert die Schüler mitgearbeitet haben“. Schulleiter Hartmut Westerhold machte deutlich, wie wichtig ihm der Besuch der Handwerker in der Schule ist. „Wenn Sie als Experten in die Schule kommen, dann werden Sie von unseren Schülern als Autorität akzeptiert“, so Schulleiter Westerhold. „Wenn es dann um die Vermittlung von Fakten rund um den Bereich Beruf und Ausbildung geht, dann hängen Ihnen die Schüler an den Lippen“.

Lehrerin Angela Tameling, die den Handwerkertag von Seiten der Schule organisiert hatte, kritisierte, dass die Jugendlichen heutzutage zu wenige Berührungspunkte mit dem Handwerk hätten. Von daher sei es aus ihrer Sicht nachvollziehbar, dass das Handwerk über Nachwuchsprobleme klage. Mit der demnächst beginnenden Partnerschaft mit der Kreishandwerkerschaft soll diese Lücke geschlossen werden. Dabei ist vorgesehen, mit einer festen Gruppe von Handwerksbetrieben langfristig zusammen zu arbeiten. Im Rahmen der Kooperation soll der Handwerkertag dann regelmäßig stattfinden. Darüber hinaus sind weitere Projekte mit dem Handwerk geplant.